Montag, 16. Februar 2015

Zwischenbericht


Hallo liebe Leser!
Wie bereits angekündigt gibts hier meinen ersten Zwischenbericht.
Der Bericht wurde an meine Betreuer aus Deutschland und evtl. an das BMZ gesendet und ist Teil des weltwärts-Programms. Insgesamt werde ich vier Berichte erstellen. Mit über drei Seiten bin ich ein wenig übers Ziel hinausgeschossen, hatte aber dennoch das Bedürfniss verschiedenes zu sagen. 

Ich denke hier wird vor allem klar wie ich mich in der Anfangszeit gefühlt habe. Ich hoffe ich habe mich nicht zu drastisch ausgedrückt, lasst euch gesagt sein, dass ich es nie bereut habe hierher gekommen zu sein! Der Anfang war einfach nur ein bisschen anstrengend, aber das hat weniger etwas mit Afrika zu tun sondern vielmehr mit der allgemeinen Situation. Wer von euch ist denn nicht gestresst, wenn er in eine fremde Stadt zieht obwohl er noch nicht mal eine eigene Wohnung hat und sich in eine neue Arbeitsstelle einarbeiten muss?

Nundenn viel Spaß beim Lesen wer Lust drauf hat, ich bin auch keinem Böse, dem der lange Text zu öde ist!



1. Bericht Weltwärts-Freiwilligendienst
Christina Lebert, Kigali, Ruanda

Am 20. November 2014 bin ich für meinen zehnmonatigen weltwärts-Freiwilligendienst in Kigali, Ruanda angekommen. Da es dann endlich losgegangen ist, ist mir ein kleiner Stein vom Herzen gefallen, die Vorbereitungszeit war oft anstrengend und (vor allem auch der Abschied) emotional. Jedoch bin ich auch sehr froh über diese Zeit mit den vielen bestärkenden und wertschätzenden Worten, die mir mit auf den Weg gegeben wurden, was ich in diesem Maß nicht erwartet hatte. Mittlerweile ist es Februar und ich bin seit über zwei Monaten hier. Mit mir reist Matthias, ein anderer Freiwilliger, der mit mir wohnt und arbeitet.

Da ich zuerst noch keine eigene Wohnung in Kigali hatte, waren Mattias und ich bei zwei anderen Freiwilligen untergebracht. Zunächst war ich erstaunt, dass die Verhältnisse der Wohnungen der Freiwilligen doch so spartanisch waren. Für die sanitären Einrichtungen, die von den anderen beiden Freiwilligen nicht besonders sauber gehalten wurden, musste man am streunenden Hund vorbei in den Hinterhof laufen. In der Wohnung gab es nicht einmal ein Waschbecken, lediglich eine Regenwassertonne auf der Terrasse. Beim Zähneputzen hat man über den Zaun gespuckt. Ich habe auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen, die schon nach einer Nacht so durchgelegen war, dass sie - wenn überhaupt - die Dicke einer Isomatte hatte. Jede Nacht hoffte ich, dass es keine Kakerlake schafft unter meinem Moskitonetz durch zu krabbeln und in mein Bett zu kommen. Die Koffer waren stets gepackt, schließlich sollte ja bald unser Umzug stattfinden.

Am ersten Tag haben sich die anderen Freiwilligen um mich gekümmert, abends gab es dann ein kleines Willkommensessen mit allen Solivols (Freiwillige der Organisation artefact) in Kigali und Dominique. Am zweiten Tag sind wir mit Dominique zu unserer Arbeitsstelle gefahren. Alle Kollegen haben sich und ihren Aufgabenbereich vorgestellt und ich wurde sehr nett empfangen. Am dritten Tag ging es mit Dominique ins Genozide Memorial Center in Kigali. Dabei war es sehr von Vorteil, einen Einheimischen dabei zu haben, der mehr als die offizielle Version erzählen kann. Am vierten Tag gab es vormittags unser „on arrival“-Seminar. Dominique hat uns in seinem Büro kurz einige wissenswerte Fakten über die hiesige Kultur und Verhaltensweisen gegeben. Außerdem gab es einen ersten, kurzen Sprachkurs.

Schließlich war es Montag und unsere Arbeit hat begonnen. Diese Woche fand in Burundi ein Workshop unserer Organisation statt, zu dem auch wir Freiwilligen mitkommen durften. Es war sehr schön mit einigen der Kollegen unterwegs zu sein und sich so in einer lockeren Atmosphäre kennenzulernen. Jedoch war der eigentliche Workshop weniger zufriedenstellend, da alle Vorträge in Französisch gehalten wurden, so dass man eigentlich nichts verstanden hat. Burundi ist sehr arm und die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts haben mich zuvor doch recht ängstlich gemacht. Im Hotel fühlte man sich allerdings sicher, es war sehr luxuriös und das krasse Gegenteil der simplen Wohnungen der Freiwilligen, in denen wir zuvor gewohnt haben. Auch hat es mich sehr erstaunt wie viel Geld unsere Organisation offenbar ausgeben kann und dies wurde auch von einem schlechten Gewissen begleitet, da man sich ja in einem Entwicklungsland befindet, gekommen ist um zu Helfen und dann aber im größten Luxus schwelgen muss.

Nach dieser Woche in Burundi hoffte ich am Wochenende endlich unsere eigene Wohnung suchen und beziehen zu können. Dann jedoch die große Enttäuschung, dass Dominique am Wochenende keine Zeit hat uns zu helfen, da er ein anderes Treffen von weltwärts‑Koordinatoren vorbereiten muss. Somit musste ich ein weiteres Wochenende in der Situation zwischen den Stühlen verharren. Dies wurde von uns beiden als sehr unangenehm empfunden. Die Koffer waren stets gepackt, man hat sich in der Wohnung der anderen Freiwilligen nicht heimisch gefühlt und man konnte einfach nicht richtig ankommen.

In der darauffolgenden Woche wurden wir im Büro eingearbeitet, man hat sich viele Dokumente durchgelesen und das Arbeitsfeld der Organisation besser verstanden. Außerdem hat unser Kollege Faustin sich uns angenommen und ist mit uns auf Wohnungssuche gegangen. An zwei Nachmittagen sind wir umhergezogen und haben uns Häuser angeschaut. Leider hatten wir dabei wenig Hilfe von Dominique, was jedoch von Vorteil gewesen wäre, später haben wir z.B. für einige Einrichtungsgegenstände sicherlich zu viel gezahlt, da uns die Preise und das Handeln noch nicht geläufig waren.
Insgesamt kann ich sagen, dass diese Zeit ziemlich anstrengend für mich war. Ich wollte unbedingt aus dem Zimmer des anderen Freiwilligen raus und endlich ankommen, jedoch war es sehr schwer eine geeignete Wohnung zu finden (Schimmel, Durchgangszimmer, zu teuer usw.). Außerdem war es sehr anstrengend dabei zu stehen und zu hören wie unser Kollege sich mit den Vermietern über die Wohnung unterhält und man überhaupt nichts versteht, obwohl es ja für mich am wichtigsten wäre was es über die Wohnung zu sagen gibt. Immer wurde viel diskutiert, ich weiß gar nicht über was, sei es der Preis für die Motorrad-Taxi-Fahrer oder Preis mit dem Vermieter oder sonstiges. Noch heute bin ich oft genervt von diesen häufigen „Diskussionen“ und muss mir vor Augen halten, dass ich mich in einer anderen Kultur mit einem anderen Kommunikationsverhalten, dass man nicht gewohnt ist, befinde.
Als wir eine geeignete Wohnung gefunden haben, sagten wir nach kurzer Überlegung (ca. 15 Minuten) dem Vermieter Bescheid, dass wir bereit sind einzuziehen. Doch innerhalb dieser kurzen Zeit wurde die Wohnung scheinbar anderweitig vergeben (was sich später als Lüge des Vermieters herausgestellt hat und er nur mehr Geld von den Muzungus wollte). Schließlich hatte ich alles satt und wir sind dann in ein überteuertes Haus ohne Fenster in einem zubetonierten Grundstück gezogen (plötzlich wurde die Wohnung nochmal 25 € teurer, Muzungu-Preis? – Wahrscheinlich). Damit war ich anfangs recht unzufrieden, denn man hat sonst fast überall in Kigali ein bisschen grün und einen tollen Blick auf den nächsten Hügel. Allerdings ist die Wohnung recht neu, gut gefliest und der Vermieter kann ein bisschen Englisch. Mittlerweile habe ich mich hiermit abgefunden und eingelebt, hoffe jedoch, dass der Vermieter noch ein Fenster oder zumindest eine transparente Dachplatte einbauen kann. Die wichtigsten Möbel hat auch wieder Faustin mit uns besorgt, auch hier wieder viele Diskussionen/Gespräche, ich stand daneben und habe nicht mitbekommen um was es ging. So langsam hat man auch ein schlechtes Gewissen bekommen, da er in dieser Woche eigentlich wegen Rückenschmerzen Urlaub hatte. Schließlich konnten wir nach zwei Wochen, die uns sehr lange vorgekommen sind, in unsere Wohnung ziehen, sie einrichten und anfangen uns in der Umgebung zurechtzufinden.

Auch wenn ich den Begriff „Kulturschock“ aufgrund der großen Dramatik und Mystik, die er impliziert, ungerne verwende, glaube ich, dass er in gewissem Maße auf meine anfängliche Zeit zutrifft. Oft war man genervt und erschöpft von manchen Verhaltensweisen und Situationen. Mittlerweile hat man sich schon an vieles gewöhnt und man nimmt die Dinge lockerer, auch wenn man mit einigen Verhaltensweisen immer noch zu hadern hat, z.B. dass wenig geplant wird, vieles ist spontan und dadurch oft chaotisch und nicht so optimiert wie man es als Deutscher gerne hätte.

Im Büro fühle ich mich wohl, die Arbeitskollegen sind sehr nett und man hat sich auch außerhalb der Arbeit schon getroffen. ARCOS ist verglichen mit anderen lokalen NGOs wohlhabend, organisiert und groß. Als Hauptaufgabe wird die Vernetzung von Umweltorganisationen angesehen. Dies geschieht durch ein Membership-Programm, die Homepage als Informationsquelle, Workshops und vier verschiedene Newsletter. Oft hinterfrage ich jedoch die Sinnhaftigkeit dieser Aufgaben, da der Umwelt und den Menschen an sich dadurch nicht viel geholfen wird und es ist fraglich wie sehr andere Organisationen überhaupt z.B. von unseren Newslettern profitieren. Als Freiwilliger hat man anfangs noch die enthusiastische, ideologische Erwartung armen Menschen aus erster Hand helfen zu können. Auch wenn mir der Büroarbeit von Anfang an bewusst war, ist es schade nur dem eigenen Laptop und nicht Einheimischen gegenüber zu sitzen oder handfeste Umweltprojekte selbst durchzuführen. Jedoch arbeite ich daran, mein eigenes Aufgabenfeld zu formen, so möchte ich ein Projekt zur Umweltbildung an Schulen in die Wege leiten, außerdem arbeite ich gezielt mit einem Kollegen zusammen, der landwirtschaftlichen Genossenschaften hilft, eine Nachhaltigkeitszertifizierung für ihre Produkte zu erlangen.

Auch wenn ich somit mit meiner Arbeit zu hadern habe bin ich froh in Kigali zu sein, denn die Stadt hat viele Vorteile, z.B. muss man freizeitlich und kulinarisch nichts missen, es ist sauber und viele sprechen Englisch. Leider geht die afrikanische Kultur dabei etwas verloren.

Noch ist es etwas schwierig feste Freundschaften zu bilden. Die anderen Freiwilligen sind meist 4 Jahre jünger und haben somit andere Interessen. Ruandische Mädchen sind – wie ich zugegebenermaßen leider auch – eher schüchtern und Jungs zielen meist auf etwas anderes als Freundschaft ab. Jedoch bin ich zuversichtlich was die zukünftige Entwicklung angeht und denke, dass es einfach ein wenig Zeit braucht in einer fremden Stadt enge Freundschaften zu schließen.
Oft ist auch die Sonderrolle als Europäer schwierig. Man möchte gleichberechtigt dazugehören und bleibt doch immer anders als die anderen. Nicht nur die weiße Hautfarbe, sondern auch die Rolle als Frau ist manchmal schwierig, viele Männer erhoffen sich eine Beziehung und man hat das Gefühl, dass Frauen hier oft noch unselbstständiger und verletzlicher angesehen werden. Dies ist sehr schade, vor allem da einige Frauen dieses Bild auch durch ihr zurückhaltendes Verhalten verstärken.

Zudem macht man sich viele Gedanken über den Sinn von Entwicklungsarbeit, Rassismus und Vorurteile/Verallgemeinerungen. So ist es für mich oft anstrengend etwas in meinen Blog zu posten, denn vor meiner Abreise und durch den jetzigen Kontakt mit Familie und Freunden merke ich allzu sehr, wie verzerrt und primitiv unsere Vorstellungen über die afrikanische Lebensweise sind. Man nimmt automatisch die Rolle eines „Pädagogen“ ein und versucht diese so gut wie möglich zu meistern, was nicht immer einfach ist.
Auch der Umgang mit der Armut ist nicht immer leicht, es würde mir nicht weh tun manchen Menschen etwas zu geben, allerdings sollte man das Betteln und das Bild vom reichen Europäer nicht unterstützen. Wahrscheinlich gibt es für diese Problematik keine Patentlösung.

Die Zeit vergeht hier sehr schnell, unter der Woche bleibt bei neun Stunden Arbeit wenig Zeit für sonstige Aktivitäten und am Wochenende muss z.B. Wäsche per Hand gewaschen werden, der Haushalt erledigt werden oder der Kontakt zum deutschen Umfeld gepflegt werden. Der Alltag ist im Allgemeinen aufwendiger, zum Beispiel weil es wie tagsüber fast immer kein fließendes Wasser gibt.

Über Weihnachten habe ich die Freiwilligen meiner Ausreisegruppe in Uganda besucht, wir hatten viel Spaß und so war auch wenig Zeit für Heimweh.
Nun habe ich die anfängliche, teils turbulente Zeit hinter mir und finde mehr und mehr meinen Platz in der Arbeit und Freizeit. Immer wieder kann man bereichernde Begegnungen haben und ich bin gespannt auf die kommenden acht Monate.


Das war mein Bericht, hoffe den tapferen Lesern hats gefallen und noch ein paar neue Informationen gebracht.
Ich zisch dann mal ab!
Adiö

Montag, 9. Februar 2015

Zuhause in Remera


Karibu (=Willkommen!) und hereinspatziert!
Heute gibt es endlich mal eine Führung durch meine Wohnung im Stadtteil Remera.

Eingang in mein Häuschen. Der Vermieter hat uns vor dem Einzug extra noch zwei Töpfe mit Blumen hingestellt.

Links neben der Haustüre Schuhabstellplatz, Spüle und Durchreiche zur Küche. Ja in der Spüle tummelt sich meistens dreckiges Geschirr wenn man wartet bis es mal wieder fließendes Wasser gibt.

Couch, Esstisch, Landkarte von Ruanda an der Wand und das Fenster geht in mein Zimmer. Noch gibts nur 2 Stühle, die kommen dann ins Wohn-/Esszimmer wenn gegessen wird.

Vom Wohnzimmer in den Flur. Gerade aus Matthias Zimmer, rechts mein Schlafgemach.
Mein Prinzessinnen-Bett und hintendran Garderobe. Das habe ich in der Schreinerei so anfertigenlassen, damit ich das Moskitosnetz schön aufhängen kann. Die Möbel sind aus Pinienholz.
Käsefüße und Blick vom Bett aus. Nachts wird das Moskitosnetz natürlich runtergelassen. Die Malariagefahr ist hier nicht so hoch. Wenn man unter dem Moskitosnetz schläft und sich abends nicht allzusehr stechen lässt sollte das kein Problem sein. In den ersten Wochen habe ich noch Medikamente zur Malaria-Prophylaxe genommen. Die habe ich jetzt abgesetzt, da es ja nicht so dolle ist den Körper mit Chemikalien zu belasten wenn die Gefahr eh nicht so hoch ist. Aber ich trinke morgens immer einen Tee, der (angeblich) natürlich gegen Malaria wirkt.
Schreibtisch, Garderobe und natürlich viele Bilder an der Wand.

Fenster zum Wohnzimmer. An der Türe meine Weihnachtsdekoration aus sämtlichen Karten und Sternen, die ich bekommen habe und dort auch für den Rest meiner Zeit bleiben werden.

Wieder Bilder und Regal mit meinem Hab und Gut.
Blick von meinem Zimmer in den Flur.

Hinten im Flur eine kleine "Abstellkammer" ohne große Verwendung. Hinten an der Wand seht ihr die typischen "Luftlöcher" zu denen frische Luft und die Musik, die leckeren Essensdüfte und das Kindergeschrei der Nachbarn in die Wohnung dringen.

Küche mit Fenster zum Wohnzimmer, Gaskocher, Wasserkocher wo ich mein Trinkwasser abkoche und Regal das schon voreingebaut war. Außer der Couch und den drei Möbelstücken in der Küche mussten wir alles neu anschaffen, artefact hat die Kosten aber gezahlt, da die Möbel ja nicht uns sondern quasi unserer Organisation gehören. Normalerweise bekommt man als Freiwilliger schon eine möbilierte Wohnung aber wir sind eine Erstbesetzung. Das heißt, das bei unserer Organisation ARCOS bisher noch keine weltwärts-Freiwilligen gearbeitet haben. Drum gab es keine Vorgänger, deren Wohnung und Möbel wir übernehmen konnten. Das Anschaffen der Möbel war am Anfang recht anstrengend, dafür haben wir jetzt aber ne schicke, neue Wohnung.

Küchenregal mit Lebensmitteln und Geschirr. Kühlschrank gibts keinen, aber das ist kein allzugroßes Problem, der Käse schmeckt hier leider eh nicht so gut. Sonstige Milchprodukte kann man einfach direkt vor dem Verzehr in einem der kleinen Shops kaufen, die es vorne auf der Straße gibt.

Das Bad. Mit dem Eimer, der im Regal steht wird geduscht, es gibt tagsüber sehr selten fließendes Wasser.

Rechts unten seht ihr einen großen Wasserkanister (100 Liter). Nachts oder spätabends gibt es immer Wasser, den Wasserhahn lassen wir einfach aufgedreht und dann wacht man nachts irgendwann vom Plätschern auf und wartet bis die Tonne voll ist. Außerdem stehen hintendran noch drei 20 Liter-Kanister in denen wir Wasser aufbewahren. Es ist ein bisschen nervig wenn jedes Händewassen so umständlich ist aber man gewöhnt sich. Im Januar war es allerdings einmal ziemlich doof, da gab es für 2 Wochen kein einziges Mal fließendes Wasser. Irgendwann war dann auch der Regenwassertank im Hof leer. Dann wird halt im Hotel geduscht, die Hände mit Babytüchern gewaschen usw., man wird kreativ. Oder man besorgt das Wasser anderweitig, z.B. beim Nachbarn, denn manchmal hat der Nachbar Wasser aber ein Haus weiter geht wieder nichts mehr, oder man muss zu einem Brunnen laufen bzw. der Hausangestellte geht das Wasser holen. In solchen Zeiten sieht man dann ganz viele Leute mit ihren Wasserkanistern auf den Straßen rumlaufen.
Das war dann eigentlich alles was es vom Inneren unsres Hauses zu sehen gibt. Hier unser kleiner, langer Hof mit Wäscheleine, Waschschüssel und links das Haus vom Vermieter. Wie ihr vielleicht bemerkt habt gibt es keine Fenster vom Haus nach außen, nur die Eingangstüre. Das ist das große Manko unserer Wohnung. Jedoch haben wir keine bessere Bleibe für unser Budget gefunden, lieber so als Schimmel oder Durchgangszimmer. Im Dach gibt es einige transparente Platten, somit kommt ein bisschen Licht rein. Ich bin am überlegen den Vermieter noch zu überreden ein Fenster in mein Zimmer zu machen, jedoch kommt dann natürlich nicht nur Licht sondern auch der Lärm der Nachbarn rein. Ansonsten ist unsre Wohnung ganz nett, der Boden ist schön gefließt aber leider in weiß, was dauernd dreckig wird. Geziefer gibt es bei uns recht wenig, da alles außenrum betoniert ist. Ameisen haben wir aber da kann Insektenspray helfen. Kakerlaken wurden vereinzelt gesichtet, sind aber bis jetzt kein größeres Problem.

Ausblick von unsrer Eingangstüre. Bei passendem Wetter sieht man hinter den Bäumen den nächsten Hügel. Viel mehr aber leider nicht, was ein bisschen Schade ist, da man im hügeligen Kigali eigentlich oft eine gute Aussicht haben kann.

Vorderer Hof, Auto und Haus von unserem Vermieter.

Haus vom Vermieter, rechts daneben kommt man zu unserem Hof und links daneben wohnt der "Houseboy", also der Angestellte des Vermieters. Gestern hab ich ihn gefragt ob er mir meine Wäsche waschen kann, der freut sich ja wenn er sich nicht so langweilen muss und was dazuverdienen kann. Also hat er eingewilligt für 50 cent eine Schüssel wäsche zu waschen. Das ist gut und ich denke diesen kleinen Luxus werd ich mir nun öfters gönnen, denn wenn man unter der Woche 9 Stunden auf der Arbeit ist bleibt einfach wenig Zeit für das aufwendige Waschen. Es wird alles mit der Hand gewaschen, die wenigsten besitzen eine Waschmaschine und die Wäschereien sind teuer (z.B. 2 € für eine Hose!).

Das Hoftor, links davon ein Weg der hinter das Haus führt, wo weniger wohlhabende Familien wohnen. Rechts ein kleiner Shop in dem mann Allerlei kaufen kann. Ich hab meinen Supermarkt also im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor der Haustüre.

Der Verkäufer ist sehr nett und hat mir erlaubt auch ein Bild zu machen. Seinen Namen hab ich leider wieder vergessen. Diese kleinen Shops haben ein breites Angebot und man kriegt immer das Nötigste, auch noch spät abends. In dem Eimer ist Amandazi, das ist eigentlich nichts anderes wie ein leckeres aber gehaltvolles, fritiertes Teigbällchen. Daneben noch andere Backwaren wie Toastbrot oder Milchbrötchen (wird hier Brot genannt). Ansonsten gibt es Wasser, Milch, Säfte, küles Bier oder Limo, Mayonaise, Tomatensauce, Kekse, Tee, Toilettenpapier, Insektenspray, Waschmittel, Schreibblöcke, Nudeln usw.. Ich bin also stets gut versorgt.

Etwas weiter hinten Links geht es in unseren "Compund" (=abgegrenztes Grundstück mit mehreren Häusern). Gleich gegenüber gibt es zwei weitere kleine Kiosks die im Grunde das selbe Sortiment haben aber auch noch frisches Obst und Gemüse anbieten. Bei der Frau rechts am Straßenrand kaufe ich oft meine Tomaten, für 11 ct gibt es 4 Stück.
Und außerdem seht ihr hier auch das Moto-Taxi, was typisch für Ruanda bzw. Ostafrika ist. In Uganda gibt es größere Motorräder auf denen auch mal 4 Leute Platz finden, hier in Kigali darf immer nur einer mitfahren und die Fahrer müssen auch erst eine Lizenz erwerben, danach bekommen sie diese blaue Weste. Der Helm wird vom Taxifahrer gestellt, das ist in anderen ostafrikanischen Ländern auch nicht so. Leider ist der Helm aber oft schmierig und das Visier verkratzt. Neben den Bussen und meinen eigenen Füßen ist das mein Hauptfortbewegungsmittel innnerhalb Kigalis. Der Preis wird immer erst verhandelt und dann geht es z.B. für ca. 80 ct nach Downtown (Fahrtzeit ca. 15 Minuten).



Meine Straße ein Stückchen weiter.


Diese Straße kämpfe ich mich dann morgens hoch um auf die Hauptstraße zu gelangen um auf die Arbeit zu gehen.


Blickrichtung von vor unserem Haus in die andere Richtung der Straße. Rechts ein weiterer Tante-Emma-Laden, bei dem es Abends manchmal gegrillte Maiskolben zu kaufen gibt.


Straßenkreuzung weiter vorne. Rechts ein Schuster der noch geschlossen ist, dort kann man seine Latschen sehr preiswert reparieren lassen.
Die meisten dieser Bilder habe ich morgens gemacht, deswegen sind die Geschäfte noch zu und weniger Leute auf der Straße. Wenn mehr los ist ist es schwieriger zu fotografieren, zum einen ist es nunmal unhöflich fremde Leute zu fotografieren und außerdem offenbare ich mich dann immer als Tourist und werde auch dementsprechend belächelt.

Blick von der Kreuzung hoch in Richtung Hauptstraße. In dieser Straße gibt es auch wieder einen Shop nach dem anderen oder auch Metzgereien, Friseure und Milchbars. Hier wird nämlich viel Milch getrunken, die man in diesen Bars abfüllen kann oder sich hinsetzt und direkt ein frisches Glas trinkt. Das große Gebäude im Hintergrund ist das Sportsview Hotel.
Anblick der Straße von oben. Hier gibt es auch Bars mit Billardtischen, Billard wird hier gerne und viel gespielt. Wenn ich mit dem Moto nach hause fahre lasse ich mich hier absetzen, die hügelige Straße laufe ich dann doch lieber als auf dem Motorrad rumzuhüpfen und ständig meinen Helm an den des Fahrers knallen zu lassen. Hinter uns befindet sich jetzt die Hauptstraße und...
...das Amahoro Stadium. Amahoro heißt Frieden, hier der Haupteingang. Während des Genozids haben Verfolgte hier Zuflucht gefunden und wurden von einigen UN-Soldaten beschützt. Neben dem Stadion ist noch ein großes Gelände auf dem ettliche weitere Sportstätten untergebracht sind. Tickets für ein Fußballspiel kosten ca. 2 €. Allerdings sind die wenigsten Ruander an ihrem eigenen Fußball interessiert, das Nievau ist nicht so gut. Viele schauen sich die Premier League aus England an und sind Arsenal, Manchester oder Chelsea Fans. Auch der Africa-Cup der gestern zu Ende ging wurde nicht so sehr verfolgt.
Andere Seite des Stadiums. Eigentlich ist es in Ruanda verboten Bilder von öffentlichen Gebäuden zu machen. Deswegen werdet ihr keine Bilder von innen zu sehen bekommen. Ich habe auch einen Fauxpas begangen als ich mir das Stadion von innen angeschaut habe und versehentlich Bilder gemacht habe. Der Ordnungshüter hat mich dann darauf hingewiesen dass ich die Bilder doch bitte wieder löschen soll.
Hier in Remera gibt es viele Bars. Vor allem hier, direkt gegenüber vom Stadium befindet sich eine Kneipe nach der anderen.
Das Sportsview Hotel oben an der Hauptstraße. Dort bin ich in 3 Minuten zu Fuß wenn ich schwimmen will oder eine verlässliche Internetverbindung brauche. Und wieso tummeln sich so viele hübsche Mädels am Eingang? Gerade sind die Miss Ruanda-Wahlen im Gange und zufällig bin ich grade vorbeigelaufen als das Halbfinale im Hotel stattgefunden hat. Ich hab so das Gefühl dass die Miss Wahl hier mehr verfolgt wird als der Africa Cup.


Der Swimmingpool, hier noch außerhalb der Öffnungszeiten und deshalb leer, sonst ist recht viel los. Letztens gab es ein Angebot für eine Jahreskarte für nur 33 €. Das hab ich mir nicht entgehen lassen und mir gleich eine geholt. Da es gleich um die Ecke ist, ist es nett nach der Arbeit noch ein paar Runden zu schwimmen. Außerdem habe ich ja schon erläutert wie die Wassersituation ist und hier kann ich im Notfall auch immer eine Dusche bekommen, das Hotel hat einen großen Wasserspeicher. (Frei-)Schwimmbäder wie wir sie kennen gibt es hier nicht. Meistens geht man an Swimmingpools die zu Hotels oder Restaurants dazu gehören und dann etwa diese Größe haben. Viele Ruander können nicht oder nicht gut schwimmen. Da kommen einige schon ins Staunen wenn ich mal nur 10 Bahnen am Stück schwimme.

So ihr Lieben das wars soweit erst mal wieder. Ich denke jetzt habt ihr eine ganz gute Vorstellung von meinem unmittelbaren Umfeld. Ich hab mich gut eingelebt und bin hier ganz zufrieden! Überhaupt macht es mehr und mehr Spaß hier zu sein, am Anfang war doch noch vieles ungewohnt aber jetzt kennt man sich aus und kann die Zeit genießen.
Ich rate euch nächste Woche wieder hier in den Blog zu schauen, dann gibt es was für die Leseratten unter euch. Ich habe nämlich meinen ersten Zwischenbericht geschrieben, das gehört zum weltwärts-Programm, und ihr dürft dann auch an meinem "Statusbericht" teilhaben.
Machts gut und...

... Helau!